Nachhaltige, datengetriebene Produktion zeigt Wirtschafts- und Technologiepotenziale
Fraunhofer und Partner weihen in Lemgo offiziell die CUNA-Produktion ein
320.000 Einwegbecher für Heißgetränke werden in Deutschland laut der Deutschen Umwelthilfe verbraucht – stündlich. Rund um das vom BMWK geförderte KI-Reallabor in Lemgo hat sich eine Kooperative aus zehn Partnern formiert, um dieser Herausforderung zu begegnen: Am 26. Ja-nuar wurde eine komplett digital unterstützte und nachhaltige Kunst-stoffproduktion für Mehrwegbecher eröffnet.
Einwegbecher für Heißgetränke bestehen aus beschichtetem, größtenteils aus nicht wiederverwertbarem Material. In Anbetracht einer durschnittlichen Nutzung von gerade zehn Minuten werden in der Herstellung Papier und Kunststoffe eingesetzt, laut der Deutschen Umwelthilfe jährlich 48.000 Tonnen CO2-Emissionen verursachen. Rafael Dyll, Gründer des Startup „CUNA Products GmbH“ in Mettmann, hat mit seinem Team vor diesem Hintergrund ein besonderes Produkt entwickelt: Mehrwegbecher, die aus einem nachhaltigen, biobasiertem Kunststoff ohne Einsatz von Öl hergestellt werden und wiederverwend- sowie recyclebar sind. Diese Idee hatte die Forscherinnen und Forscher am Fraunhofer IOSB-INA überzeugt. Im Rahmen des vom BMWK geförderten KI-Reallabors war Lemgo bereits auf der Suche nach Umsetzungspartnern für eine datengetriebene, KI-unterstützte wirtschaftlichen Fertigung in der SmartFactoryOWL. Gemeinsam mit der Plattform Industrie 4.0 war diese Suche erfolgreich: Am 26. Januar 2022 konnten die zehn Partner gemeinsam mit dem BMWK und der Plattform Industrie 4.0 die fortschrittliche Realproduktion in kleinem Kreis offiziell eröffnen, weitere etwa 100 Gäste nahmen virtuell an der Veranstaltung teil.
Direktor des Fraunhofer IOSB-INA, Prof. Dr.-Ing. Jürgen Jasperneite, begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer: „Wir freuen uns sehr, dass wir mit den industriellen Partnern nun eine Realproduktion in unserer Forschungs- und Demonstrationsfabrik realisieren konnten. Ein derartiges „Operieren am offenen Herzen“ ist unseres Wissens deutschlandweit einmalig. Sie stellt die höchsten Anforderungen an die Gestaltung des Technologietransfers bei laufendem Betrieb. Gleichzeitig bietet dieser Ansatz aber den schnellsten Reifeprozess“.
Ernst Stöckl-Pukall, Leiter des Referats IV A 3 – Digitalisierung und Industrie 4.0 im neuen Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz BMWK, war aus Berlin angereist: „Bei Industrie 4.0 setzen wir mit der Plattform Industrie 4.0 und deren Netzwerk globale Maßstäbe, u. a. mit dem Konzept für den digitalen Zwilling. Der nächste Schritt ist, die datengetriebene Vernetzung und neue Geschäftsmodelle in die Tat umzusetzen. Dafür braucht es auch vor allem eine unternehmensübergreifende Kooperationsbereitschaft. Das KI-Reallabor zeigt erfolgreich auf, dass davon alle Beteiligten profitieren können“.
Kunden können künftig online ihre Bestellung von CUNA Bechern aufgeben, ihre Produkte individualisieren und als Besucher live in der SmartFactoryOWL die Produktion ihrer Becher verfolgen. Die Produktion liefert kontinuierlich Daten für das Datenportal des KI-Reallabors. Diese Daten und Lösungsansätze stehen für zukünftige KI-Anwendungen Forschungseinrichtungen, KI-Entwicklern sowie Unternehmen mit ähnlichen Herausforderungen zur Verfügung. Interessierten Einrichtungen, Unternehmen, Schulen oder Universitäten sowie Privatpersonen wird ebenfalls die Möglichkeit gegeben, sich einen Eindruck von dem aktuellen Stand der datengetriebenen Produktion zu machen. Das Team der SmartFactoryOWL freut sich über die Kontaktaufnahme.